Lesung „Dichter Wald“ in der Vesperkirche

Dichter Wald

Mittwoch, 24. Januar 2018

19.00 Uhr, Stadtkirche Ravensburg

 

Dichter Wald
Der Sog der Wildnis

Das Gespür für die Wildnis: Haben wir es verloren? Finden wir es im dichten Wald wieder? Auf der Bergwiese, am Bach, im Tobel? Die Wildnis fängt da an, wo der Weg aufhört. Wer den rechten Weg nie verlässt, kann sie nicht spüren. Die Wildnis ist nicht verschwunden, sie kehrt mit Macht zurück, wo immer wir die Natur berührt haben und ihr dann wieder Licht und Luft gönnen. Wenn wir nur einen Acker brach liegen lassen…
So skizziert Rudi Holzberger das Leitmotiv seines neuen Buches. Der Autor aus dem Kreuzthal verliert sich einmal mehr in seiner „Kindheitsheimat“, in der wilden Adelegg, dem Tal der tausend Tobel oder dem dunklen Herzen des Allgäus – nur zwei der Bilder, die er in seinen Büchern über den persönlichen Zauberberg so schön formuliert hat. Dieser Text aber ist weit mehr als das ungewöhnliche Porträt einer Landschaft – die Adelegg mit ihren Schluchten und Abhängen wird hier zum Exempel einer Wildnis, die wir so gerne suchen, die uns aber zugleich Angst einflößt.
So verliert sich der Autor nur zu gerne, fast schon besessen in dieser Wildnis. Mit dem Dichter Günter Herburger im Ohr streift er auf vergessenen Pfaden von Isny über den Berg nach Eisenbach, über Sennberg und Herrenberg führt der Weg zurück. Die Namen der lichten Flecken im Wald des Dichters sind so real wie magisch, die Landschaft wird bei dieser Bergfahrt zur inneren Erfahrung – garniert mit viel Kritik an oberflächlichen Bildern der Natur. Die Wildnis fängt da an, wo der Mensch sich verliert, die Assoziationen schweifen – manchmal sogar neue Einsichten gelingen. Mit den Erinnerungen aus 60 Jahren feiert dieses ungewöhnliche Buch die Pfade und die Blößen, die Käfer und die Blüten, Specht und Habicht, die Fische und die Hirsche, die Wölfe und die Frauen. Der Text wird zum Sog…
Der Sog der Wildnis lässt uns nicht los: Rudi Holzberger gelingt in dieser so realen wie surrealen Wanderung eine Synthese aus Roman und Reportage, Wald und Wildnis, Poesie und Polemik. Der Autor provoziert gerne: Er zerpflückt etwa das Klischee von der unberührten Natur, er plädiert lieber für neue Waldgänge, für andere Wanderer…

 

– Kein Eintritt, um Spenden für die Vesperkirche wird gebeten. –